Soweit ich mich erinnern kann gehören Gebete zu meinem Leben.

Als Kind war ich ein sehr aktives Mitglied in unserer Kirchengemeinde: als Ministrantin, Lektorin, Mitglied der katholischen Jungschar und Musikantin im Kirchenchor kannte ich die vielen Rituale und Traditionen der Kirche gut; und damit verbunden auch die vielen Geschichten und Gebete.

Doch etwas, dass mich oft an den kirchlichen Bräuchen irritiert hatte (und nach wie vor tut) ist, das alles immer so unglaublich schwer und ernst sein musste. Auch die Gebete waren ernst, und obwohl ich wirklich versuchte sie zu verstehen, machten sie meistens keinen Sinn für mich.

Als Kind dachte ich: „Gott will, dass es uns gut geht, doch warum macht er dann den Gottesdienst so langweilig?“

Erst viele Jahre später habe ich erkannt, dass Gebete nicht langweilig sein müssen. Gebete SOLLEN NICHT langweilig sein, denn wenn man nicht mit vollem Herzen dabei ist, dann hat das Beten auch gar keinen Sinn.

Wie richtig beten?

Der Schweizer Autor Anton Styger schreibt in seinem Buch „Gebete für die Seele“ eine interessante Gleichnis zum Thema beten:

Der Sünder und der Frechdachs

Stell dir dir vor du bist Mama oder Papa. Im Küchenschrank befinden sich Kekse, die deine Kinder sehr gerne haben. Eines deiner Kinder kommt zu dir, stellt sich vor dir hin, nimmt einen Zettel aus seiner Hosentasche und liest seinen Wunsch diese Kekse zu bekommen, leiernd und lustlos von dem Blatt Papier. Ohne Emotionen, ohne Freude bestellt es sich seine Kekse. Am Ende sagt das Kind noch: „Ich bin ein Sünder und nicht würdig diese Kekse zu bekommen“.

Na, wie füllt sich das an? Ich wäre als Elternteil irritiert, wenn nicht sogar verärgert. Auf mich hätte es den Anschein, dass mein Kind diese Kekse gar nicht haben möchte und nicht verdient (laut eigener Aussage!) und dass es auch gar kein Interesse hat mit mir zu kommunizieren.

Etwas später kommt dein zweites fröhliches und lächelndes Kind in die Küche. Es weiß ganz genau, wie es mit dir umgehen soll, damit es das bekommt was es möchte. Du weißt das, das Kind weiß es und dennoch habt ihr beide Spaß bei eurer Begegnung. Dein Kind schmiegt sich an dich, es lächelt, es freut sich und sagt: „Diese Kekse würden mich so glücklich machen. Ich hab dich lieb und ich danke dir, dass du sie mir gibst.“

Wie würdest du bei deinem zweiten Kind handeln? Mit welchem Kind hast du mehr Freude? Über den lustlosen „Sünder“, oder über den freudvollen Frechdachs, der dich mit seiner kindlichen und niedlichen Art und Weise liebt.

Styger meint, dass weder Gott, noch andere himmlische Wesen mit dem lustlosen Sünder eine Freude hätten.

Gebete, die ohne Gedanken und Emotionen vorgeleiert werden bringen uns bestimmt nicht unserem Schöpfer, oder unserem höheren Selbst näher – es muss vom Herzen kommen, es müssen Emotionen und Intentionen dahinter stecken. Selbstverständlich kannst du dabei Gebete von anderen lesen, doch sollst du einfach mit Herz und Seele bei der Sache dabe sein. Das ist alles.

Das Universum reagiert auf Gefühle und Energien – nicht auf leere Worte.

Viel Frieden damit,
Tanja