Ein Gebet und ein persönliches Erlebnis zum Thema Dankbarkeit.

Anfang 2010 habe ich ein paar Monate in Bangkok, Thailand verbracht. Für mich war es das erste Mal, dass ich im Ausland gearbeitet und gelebt habe. Es war eine wundervolle Erfahrung und hat mein Leben und vor allem meine Einstellung zum Leben vollkommen verändert. Seitdem liebe ich die „Stadt der Engel“ und bin 2012 nochmal für ein Auslandssemester zurückgekehrt.

Mein erster Aufenthalt war ich Teil meines Studiums – ich habe dort ein Praktikum in einer Luxus-Hotelkette gemacht. Meine Mentorin P’Mug hat sich wirklich gut um mich gekümmert und war sehr bemüht, dass ich das Beste aus meinem Aufenthalt herausholen konnte.

Einen Teil meines Praktikums habe ich in der Abteilung für Marketing & Kommunikation verbracht. Die meiste Zeit arbeitete ich jedoch im Spa & Fitness-Bereich. Eine meiner Hauptaufgaben war es, Sprachübungen und Kommunikationstraining mit den thailändischen Therapeutinnen und FitnesstrainerInnen zu machen. Wir hatten so viel Spaß und ich habe viele neue Freunde in dieser Zeit gewonnen. Einen gewissen Kollegen werde ich bestimmt nicht so schnell vergessen.

Dankbarkeit aus der Sicht der Thais

Es war ein sonniger Aprilmorgen und ein neuer Arbeitstag stand an. Ich war gerade im Lift auf dem Weg zum Spa in der 36. Etage, als meine Mentorin mit einem unserer Fitnesstrainer in den Lift zustieg. Beide sahen sehr traurig aus und ich wusste sofort, dass etwas passiert sein musste: Meinem Kollegen wurden mehr als 250 Euro aus seinem persönlichen Schließflach hier im Hotel gestohlen wurde.

Eines möchte ich hier klarstellen: Für unsere Verhältnisse sind 250 Euro nicht die Welt. Klar, es ist eine beträchtliche Summe Geld und keiner möchte, dass ihm ein paar Hundert Euro gestohlen werden. Jedoch haben 250 Euro in Thailand eine ganz andere Bedeutung. Für meinen Arbeitskollegen waren diese 250 Euro fast ein gesamter Monatslohn! Dazu kommt, dass viele Thais dieses Geld dringend brauchen, um Familie und Bekannte zuhause (meistens in ländlichen Teilen des Landes) finanziell zu unterstützen. Eine Krankenversicherung ist hier kein Allgemeinrecht.

Ich dachte, dass mein Kollege so wütend sein musste und fragte ihn, wie er sich fühlte. Seine Antwort war das:

Es ist schon OK. Ich bin mir sicher, dass der Dieb das Geld dringender benötigt als ich, vielleicht sogar für ein krankes Familienmitglied. Sonst hätte er oder sie bestimmt niemals das Geld genommen. Ich bin im Vertrauen, dass es für etwas Gutes verwendet wird. Ich bin dankbar, dass ich noch genügend Geld habe.

Diese Worte haben mich zutiefst berührt.

Wer in so eine Situation noch Großzügigkeit und Dankbarkeit empfinden kann, der hat meiner Meinung nach schon eine neue Dimension des Menschsein erreicht.

Als mir letzten Sommer mein Fahrrad gestohlen wurde, musste ich wieder an dieses Erlebnis denken. Zuerst war ich natürlich frustriert, doch dann habe ich mich hingesetzt und eine Liste verfasst, mit allen Dingen für die ich dankbar bin und wie ich dieses Erlebnis in etwas Positives umwandeln könnte. Die Schlussfolgerung: Der Dieb wird mein Fahrrad wohl dringend gebraucht haben. Das Gute daran: Meine Versicherung hat mir ein neues Rad bezahlt 🙂

Ich hoffe, diese Geschichte inspiriert dich das Gute in schlechten Situationen zu sehen und immer ein Stückchen Dankbarkeit für das Wunder Leben in deinem Herzen zu tragen.

Gebet bei Dankbarkeit

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Dankbarkeit, Dankbarkeit,
Dankbarkeit in meinem Herzen.
Ich spüre die Nähe allen Seins.
Ich bin eins mit meinen Vorfahren.
Meine Seele ist eins.
Liebe, Liebe,
Liebe umgibt mich.
Sie durchströmt mein gesamtes Sein.
Allen Seins und mein Sein ist eins.

von Tanja Lindner

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Viel Frieden damit,
Tanja