Heute nehme ich dich auf eine kleine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Ich erzähle dir von den ereignisreichen Osterwochen meiner Kindheit, wie sich mein Glaube in den letzten Jahren weg von Dogmen und hin zu mehr Leichtigkeit verändert hat, und wie ich heutzutage Ostern feiere. Am Ende des Artikels habe ich noch ein Kurzgebet zu Ostern für dich.

So hat meine Karwoche als Kind ausgesehen

Als Kind war Ostern für mich die „arbeitsreichste“ Zeit des ganzen Jahres, denn als Ministrantin und Jungscharkind hatte man ganz schön viel zu tun:

Palmsonntag
Die Woche fing an mit der Palmsonntagsprozession, wo ich ministrierte und Fürbitten gelesen habe.

Montag – Mittwoch
In der Karwoche hatten wir dann Proben für die kommenden Festtage.

Gründonnerstag
Am Gründonnerstag wurde bei uns zuhause Eier gefärbt. Das war immer meine Aufgabe. Die Messe am Gründonnerstagabend war eine meiner Lieblingsmessen, weil da die „Glocken nach Rom fliegen“ und wir als Ministranten 1 Minute lang wie wild die Glocken läuten durften. Auch hat mich die Geschichte des letzten Abendmahles immer schon fasziniert (damals konnte ich jedoch nicht verstehen, warum Jesus nicht einfach untergetaucht ist!).

Osterbrauch Ratsche
„Wir ratschen, wir ratschen den himmlischen Gruß…“

Karfreitag
Am Karfreitag wurde schon ganz früh aufgestanden um den „himmlischen Gruß“ mit den Ratschen zu verkünden (die Glocken sind ja bis zur Auferstehung noch in Rom 😉). Von Haus zu Haus mit der besten Freundin zu ziehen, den Nachbarn ein Ständchen singen und dabei noch Geld zu verdienen war ein Spaß. In unserem ertragreichsten Jahr machten wir über 200 Euro an einem Vormittag – das war sehr viel Geld für 10-jährige!
Weniger lustig jedoch war die Karfreitagsprozession um 15.00. Zwei Stunden lang den Leidensweg von Jesus zuzuhören, ohne Musik und natürlich nur im Stehen, fand ich als Kind nicht so toll. Zum Glück musste ich nicht oft bei dieser Prozession ministrieren.

Ostersamstag

Osterfeuer Gebet Ostern
Osterfeuer

Ostersamstag war selbstverständlich der coolste Tag der Woche, denn da kam der Osterhase!
Doch bevor es Zeit für Spielzeug und Schokolade war, zogen wir wieder einmal in aller Früh um die Häuser: Weihfeuer austragen. Auch hier konnten wir wieder einen guten Umsatz erzielen 😉. Wenn es sich ausging, ging ich danach zur Fleischweihe, um unser Osteressen segnen zu lassen. Dann war es endlich soweit: Osternesterl suchen und Osterjause mit Brot, Geselchtem, Krenn und Ei stand am Menü. Den Rest des Tages wurde dann gespielt und Schokoeier gegessen.

Am Abend ging es dann wieder mal in die Kirche für die Auferstehungsmesse. Diese habe ich auch immer gemocht, weil sie fröhlicher und hoffnungsvoller als die anderen Messen ist. Im Anschluss wurde dann Osterfeuer angezündet, entweder daheim, oder bei jemand anderen. Manchmal sind meine Eltern und ich einfach nur durch die Gegend gefahren und haben Osterfeuer geschaut (echte und elektrische).

Ostersonntag
Dieser Tag war meist der ruhigste Tag. Natürlich gibt es auch hier die Vormittagsmesse, aber soweit ich mich erinnern kann, war ich da selten in der Kirche.

Ostermontag
Bevor sich die „stressigste“ Woche des Jahres dem Ende neigte, wurde am Ostermontag noch ein letztes Fest gefeiert: der Emmausgang. Den hat die katholische Jungschar organisiert, bei denen ich natürlich auch aktiv war. Zusammen wanderten wir auf einen nahegelegenen Hügel, dem Parabluiberg, und hatten dort eine Messe im Freien, haben den Emmausgang nachgespielt (das habe ich gerne gemacht), und Lieder gesungen.

Puh, und somit war dann auch die Osterwoche vorbei.

So hat sich mein Glaube seit meiner Kindheit verändert

Durch mein Aufwachsen auf dem Land in der Steiermark, wo der katholische Brauch zumindest in den 90er Jahren noch stark gelebt wurde, bin ich aus soziokultureller Sicht katholisch. Ich finde einige Lehren, Geschichten (ich liebe Bibelgeschichten!) und Botschaften der katholischen Kirche nach wie vor schön und hilfreich. Doch wie mit allen Weltreligionen, kann man sich nicht blind in den Glauben stürzen und den sogenannten Gelehrten folgen.

Wie viele andere auch, bin ich meinem katholischen Glauben inzwischen „ausgewachsen“ und kann gewisse Lehren und Dogmen einfach nicht mehr akzeptieren bzw. will ich diese auch nicht mehr in meinem Leben haben.

Meiner Meinung nach hat jeder das Recht an das zu glauben was er möchte, und verschiedene Glaubensrichtungen, Rituale und selbstverständlich Gebete aus aller Welt zu einem ganz persönlichen, individuellen Glauben zu verbinden. Mehr dazu kannst du in meinem Artikel KEINER RELIGION GEHÖRT GOTT nachlesen.

Ich suche mir von überall das aus, was mir gefällt und bastle mir so meinen eigenen Glauben ohne Vorurteile und strengen Regeln zusammen. Ich glaube zum Beispiel nicht an die „Erbsünde“, doch ich glaube an die Auferstehung Jesus. Ich liebe und feiere Ostern nach wie vor, doch mache ich das auf meine eigene Art und Weise.

Und das solltest auch du ohne schlechtem Gewissen machen können – mehr Leichtigkeit!

So sieht meine Osterwoche heute aus

Gebet zu Ostern, Räuchern mit Weihrauch
Haus & Garten mit Weihrauch räuchern

Heutzutage ist meine Karwoche viel ruhiger. In den letzten Jahren bin ich zu Ostern immer nach Hause in die Steiermark geflogen und hab die Feiertage bei meinen Eltern verbracht.

Ich liebe es nach wie vor Eier zu färben, freue mich wenn die Nachbarskinder zum Ratschen und Weihfeier tragen kommen, gehe gerne auf Osternesterlsuche, besuche die Fleischweihe und lass mir das Osterbrot schmecken – Fleische esse ich inzwischen keines mehr.

Die Tradition des Osterfeuers am Abend lebt nach wie vor weiter!

Eine meiner neuen Lieblingstraditionen ist das gesamte Haus mit dem Weihfeuer (dass die Kinder vorbeibringen) auszuräuchern. Ein Gebet dazu findest du hier: GEBET ZUM RÄUCHERN.

Gebet zu Ostern

Dieses Gebet habe ich diesen Morgen spontan geschrieben:

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Danke lieber Gott, dass du uns durch die Auferstehung Jesus
das Geschenk des ewigen Lebens gegeben hast.
Auf Dunkelheit folgt immer Licht.
Auf Trauer folgt immer Freude.
Auf Verzweiflung folgt immer Hoffnung.
Ich lebe im Vertrauen, dass ich immer sicher und geborgen
im ewigen Kreis des Lebens bin.
Und so ist es. Danke. Amen.

– Tanja Törnroos

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Wie feierst du Ostern? Haben sich deine Traditionen im Laufe der Jahre auch verändert? Worauf freust du dich an Ostern am meisten? Teile deine Ostergeschichte gerne in den Kommentaren 🐣.

Ich wünsche dir frohe Ostern!
Tanja