Vorschlag: Wie wäre es, wenn wir mehr in den Sand schreiben und weniger in Stein meisseln?

Sand ist anpassungsfähig. Er bewegt sich mit dem Wind, dem Wasser und den äußeren Gegebenheiten. Seine Form unterliegt einem ständigen Wandel.

Stein wiederum ist starr, unbiegsam, unbeweglich. Er ist hoffnungslos dem Wetter, den Gezeiten und den Umständen ausgesetzt und kann sich keinen Zentimeter bewegen. Er muss dort verharren, wo er steht, und das für eine sehr lange Zeit.

Wie möchtest du leben?

Solange wir leben, entwickeln wir uns weiter.

Wir gehen unseren Weg. Wir verändern uns. Meist merken wir gar nicht, wie sehr wir uns verändern.

Jeden Schritt den wir machen bekräftigt uns darin, wer wir bereits sind, oder er verändert uns.

Erst wenn wir nach vielen Kilometern innehalten und auf unseren Weg zurückblicken, merken wir erst, wie sehr er uns verändert hat.

Wir denken nicht mehr so, wie die Person, die wir am Anfang des Weges waren. Wir tun nicht mehr das, was wir noch vor ein paar Kilometern gemacht haben. Unsere Werte, und wir selbst, haben sich beim gehen, laufen und marschieren verändert.

Der Weg sieht für uns alle anders aus.

Die einen gehen in der Wüste, die anderen im Dschungel. Die einen sind im Norden, die anderen im Süden.

Mal ist der Weg geradeaus, mal verläuft er durch Schluchten, mal lässt er uns über Stock und Stein auf einen Berg klettern und von Zeit zu Zeit müssen wir sogar reißende Flüsse auf wackligen Hängebrücken überqueren.

Doch egal wo wir gehen, jeder Schritt verändert uns.

Wer wir gestern waren, ist nicht wer wir heute sind.

Wenn du dich also manchmal dabei erwischt und sagst: „So etwas würde ich niemals machen.“, dann frage nochmal nach: „Wirklich nicht?“

Vielleicht nicht. Vielleicht hat dich dein bisheriger Weg so geformt und geprägt, dass du eine andere Entscheidung treffen würdest, als andere.

Auf der anderen Seite kannst du nie wissen, wie du in Zukunft sein wirst. Vielleicht wirst du einmal das tun, das du nie gedacht hättest, du würdest es tun – das Gute, sowie auch das Schlechte.

Lange Zeit habe ich mir eingeredet, dass ich niemals einen Nachttauchgang machen werde.

Es ist zu unheimlich in der Nacht zu tauchen, so etwas mache ich nicht. Das machen nur andere.

Dieses Jahr im Januar waren wir auf den Malediven und ich habe mir gedacht: „Was soll’s! Ich will es zumindest einmal versuchen.“ Einer meiner Werte ist Abenteuer, und ich will nach meinen Werten leben.

Denn die Angst hält uns gefangen. Die Angst lässt uns Kleinbleiben und will, dass wir uns auf gar keinen Fall weiterentwickeln und verändern. Sie will, das alles so bleibt wie bisher.

Ich habe den Nachttauchgang gemacht und zwei Tage später sogar wiederholt – dieses Mal mit rund 100 Haien! Auf meinem Instagram kannst du das Video dazu anschauen: Nachttauchgang mit Haien.

Unsere persönlichen Geschichten – wer wir sind, was wir mögen, was wir machen – die wir uns tagtäglich einreden (oder von anderen einreden lassen) sind kraftvolle Werkzeuge.

Diese Geschichten schaffen unsere Realität.

Doch ich sehe keinen Grund mehr meine persönliche Geschichte in Stein zu meisseln.
Lieber möchte ich sie in den Sand schreiben, denn ich weiß, dass sie schon bald wieder anders sein wird.

Viel Frieden damit,
Tanja