Die Zen-Geschichte „Der Bauer und sein Pferd“ veranschaulicht einen leichten Umgang mit Veränderungen. Denn nicht nur Misserfolge, sondern auch Erfolge können uns manchmal das Leben schwer machen.

Zen-Geschichte: Der Bauer und sein Pferd

Diese Geschichte handelt von einem Bauern, der vor vielen hundert Jahren im alten China lebte, wo ein Pferd nicht nur ein Pferd war, sondern ein Zeichen für den Reichtum seines Besitzers.

Ein Bauer kaufte sich sein erstes Pferd. Das erregte die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner. Sie bewunderten und gratulierten ihm: „Wie glücklich und stolz du auf dein prachtvolles Pferd sein musst“.

Der Bauer jedoch lächelte und antwortete bescheiden: „Wir werden sehen.“

Kurze Zeit später brach das Pferd aus seiner Koppel aus und lief davon. Als die Dorfbewohner Wind davon bekamen, bemitleideten sie den Bauern: „Was für ein Unglück! Was für ein Verlust! Wie wirst du dich jemals wieder davon erholen können?“

Wieder lächelte der Bauer nur und sagte: „Wir werden sehen.“

Ein paar Tage vergingen, und als der Bauer eines Morgens auf seine Koppel blickte, sah er, dass sein Pferd zurückgekommen war. Und nicht nur das, es hatte sogar zwei Wildpferde im Schlepptau! Ohne viel Mühe gelang es ihm, die Tiere in die Koppel zu locken. Nun besaß der Bauer drei Pferde.

Die Dorfbewohner trauten ihren Augen kaum: „Was für ein unglaublicher Glücksfall! Das ist ein Grund zum Feiern. Du musst so glücklich sein!“

Wie reagierte der Bauer? Du kannst es dir schon denken, er lächelte einfach nur und sagte: „Wir werden sehen“.

Der Sohn des Bauern machte sich nun an die schwierige Aufgabe die Wildpferde zu zähmen. Das war eine gefährlich Arbeit. So kam es, dass er von einem Pferd abgeworfen wurde und sich dabei ein Bein brach. Um die Situation noch schlimmer zu machen, geschah das kurz vor der Erntezeit. Ohne der Hilfe des Sohnes wird das Einfahren der Ernte zum Problem werden.

Auch die Dorfbewohner hatten dazu wieder etwas zu sagen: „Was für ein Pech – gerade in dieser wichtigen Zeit musst du auf die Hilfe deines einzigen Sohnes verzichten. Schlimmer geht es kaum.“

Der Bauer sagte nur: „Wir werden sehen.“

Einige Tage später besuchten Soldaten jedes Dorf, und befahlen allen jungen, kräftigen und gesunden Männern sich der Armee anzuschließen. Der Kaiser hatte beschlossen in den Krieg zu ziehen, und alle fähigen Männer müssten diesen Ruf folgen. Dem Sohn des Bauers blieb jedoch der Kriegsdienst erspart, weil er sich das Bein gebrochen hatten.

Und so ging es immer weiter…

Wie mit Veränderungen umgehen?

Eines ist klar, das Leben unterliegt einem ständigen Wandel.

Der einzige Job des Lebens ist es, sich ständig zu verändern. Und es macht seinen Job hervorragend.

Nichts ist beständig. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Veränderungen eintreten und man sein Leben, und vor allem seine Einstellung zum Leben, verändern muss.

Die Geschichte des Bauern und seinem Pferd veranschaulicht den leichten Umgang des ständigen Wandels ganz gut:

Einmal ist man oben, und hat ganz großes Glück – so wie der Bauer, als er drei Pferde bekam und sein Sohn nicht in den Krieg ziehen musste.

Ein anderes Mal ist man ganz unten und glaubt, das Universum hätte sich gegen einen gestellt – z.B. als das teure Pferd des Bauern weglief, oder der Sohn sich vor der Erntezeit das Bein gebrochen hatte.

Die Geschichte des Bauern kann man selbstverständlich nicht wortwörtlich nehmen. Niemand nimmt Schicksalsschläge einfach so mit einem Lächeln hin.

Doch wir können versuchen die Höhen und Tiefen des Lebens mit weniger egozentrischer Melodramatik hinzunehmen.

So wie in der Geschichte des Bauern, wissen wir im Vorhinein nie, wozu etwas gut ist.

Wie gehe ich mit Erfolgen und Misserfolgen um?

Das ist ein Thema, wo ich noch viel zu lernen habe.

Je nach Tagesverfassung pendle ich oft zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Jeder noch so kleine Erfolg bzw. Misserfolg gibt mir ekstatische Freude bzw. Existenzängste – vor allem seitdem ich mich vor knapp 2 Jahren selbständig gemacht habe.

Doch zum Glück habe ich über die Jahre hinweg gelernt, wie ich über kurz oder lang wieder zurück in meine Mitte kommen kann.

Und es ist so wichtig zurück in seine Mitte zu kommen.

Denn in der Mitte liegt unsere Kraft.

Veränderungen und der Weg zurück in die Mitte

Dazu habe ich eine interessante Geschichte von Elizabeth Gilbert, die mit Eat Pray Love 2006 einer der erfolgreichsten Memoirenschreiberinnen der Welt wurde.

In ihrem Ted Talk erzählt sie davon, wie plötzlicher Erfolg gar nicht so anders ist wie plötzlicher Misserfolg… Wenn du Zeit hast, schau dir doch einfach ihre 7-minütige Erzählung ihres größten Erfolges und dessen Konsequenzen an:

Video: Erfolge, Misserfolge und der Antrieb weiterzumachen – Elizabeth Gilbert (7min, Englisch mit deutschen Untertiteln)

Falls du es eilig hast, hier eine Zusammenfassung:

Misserfolge katapulieren dich an einen Ort, wo du dich verloren und unsicher fühlst. Doch auch Erfolg katapultiert dich weg von deiner Mitte, und bringt dich in einen Zustand der Unsicherheit.

Wir Menschen sehen Erfolg als gut, und Misserfolg als schlecht an. Doch für unser Unterbewusstsein ist es im Grunde das Gleiche, den in beiden Fällen haben wir uns weg von unsere Mitte, unserem gesunden Normalzustand, in eine Welt des Gefühlschaos bewegt.

Unsere Arbeit besteht darin, immer wieder aufs Neue in unsere Mitte, unser „Zuhause“, zurückzufinden.

Das sieht bei jedem anders aus.

Für mich ist es eine Reihe unterschiedlicher Dinge, wie z.B. meine Familie, mein Glaube und meine Arbeit hier mit Infindung.

Was bringt dich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und lässt dich gut fühlen, egal was in deinem Leben passiert?

Mehr Inspiration zum Umgang mit Veränderungen findest du hier:

Zeiten der Unsicherheit sind Chancen für unsere Entwicklung
Gelassenheitsgebet – Ein Gebet für mehr Vertrauen in den Fluss des Lebens

Alles Liebe,
Tanja