In diesem Artikel findest du Gedanken zur Zeit und das beliebte Gedicht „Alles hat seine Zeit“.
Wie kommt es, dass 2 Stunden Spaß mit Freunden wie im Fluge vergehen, während 15 Minuten im Regen, bei kaltem Wind auf den Zug wartend scheinbar kein Ende haben?
Objektiv gesehen, bleibt die Zeit die Gleiche. Eine Stunde heute ist gleich lang wie eine Stunde gestern. Doch aus subjektiver Sicht verändert und formt sich die Zeit, je nachdem was wir gerade tun und vor allem wie wir uns dabei fühlen.
Je nachdem wie wir uns fühlen, fühlt sich auch Zeit anders an.
Als Kind sind die 24 Tage bis Weihnachten eine gefühlte Ewigkeit.
Als Teenager kann man es kaum erwarten Erwachsen zu sein und endlich sein eigenes Leben zu leben.
Als junger Erwachsener glaubt man, dass Studium oder die Ausbidung ginge nie zu Ende…
Doch mit fortschreitendem Alter passiert etwas… plötzlich will man nicht mehr, dass die Zeit schneller vergeht, ganz im Gegenteil, man würde die Zeit am Liebsten aufhalten!
Die Tage sind zu kurz, die Nächte sind zu kurz und die Jahre vergehen wie im Flug.
Die Zukunft ist heute, und all unsere großen Ziele und Träume gilt es im Jetzt zu realiseren.
Hat man noch die Zeit, all das zu tun, was man tun möchte?
Ist die Zeit unser Freund oder Feind?
Nachfolgend, ein paar Denkansätze zum Thema Zeit.
Alice sieht die Zeit als alten Freund
Im Film Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (kann man sich bei Disney+ streamen) hat Alice am Ende ihres Wettlaufs gegen die Zeit eine wundervolle Einsicht:
Alice, aus dem Film Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
Ich habe immmer gedacht, die Zeit wäre ein Dieb, der mir alles stiehlt was ich liebe, aber jetzt weiß ich, dass sie gibt, bevor sie nimmt. Und jeder Tag ist ein Geschenk; jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.
Wir sollten die Frage von „Wie viel Zeit bleibt mir noch? zu „Was kann ich mit der mir gegebenen Zeit tun?“, ohne sich dabei in einen Dauerstress zu verzetteln und immer mehr und mehr zu wollen. Kommt es vielleicht gar nicht auf die Quantität, sondern vielmehr auf die Qualität an?
Hector lernt sich der Zeit anzupassen
Vielleicht ist dir der Bestseller „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ von Francois Lelord bekannt. Doch kennst du auch die Fortsetzung „Hector und die Entdeckung der Zeit“? Wenn nicht, schreib’s dir gleich auf deine Lese-Liste dazu!
Ähnlich wie im ersten Teil, teilt Hector Lektionen mit uns, doch dieses Mal in Sachen Zeit. Eine Passage aus dem Buch hat mir besonders gut gefallen:
„Nun ja“, meinte Trevor, „um das Verrinnen der Zeit gut zu verkraften, muss man Glück haben – und ein bisschen Philosoph sein.“
„Glück haben?“, fragte Hector.
Er konnte sich schlecht ausmalen, seinen Patienten erklären zu müssen: „Haben Sie doch einfach etwas mehr Glück, und alles wird besser!“.
„Ja“, sagte Trevor, man muss das Glück haben, die Lust an bestimmten Dingen genau zu der Zeit zu verlieren, in der man auch die Fähigkeit zu ihrer Ausführung verliert. Ich zum Beispiel habe leidenschaftlich gern Tennis gespielt…“
„Aber als ich mich von Match zu Match früher abgekämpft fühlte und die Schmerzen im Knie zunahmen, hat mich auch die Lust am Spielen verlassen. Ich erinnere mich gern an diese Zeit, aber ich weine ihr nicht nach. Und ungefähr so ist es, glaube ich, mein ganzes Leben lang gewesen, man verliert einfach die Lust an bestimmten Dingen und vermisst sie dann nicht mehr.“
An Trevors Aussage ist was dran . Ein konkretes Beispiel aus meinem Leben, ist das Feiern in Discos und Clubs. Meine gesamte Teenagerzeit bis ca. 25 Jahre bin ich kaum ein Wochenende zuhause geblieben, sondern immer nur unterwegs gewesen. Ich war ein richtiger Nachtschwärmer! Doch nach fast 10 Jahren hatte ich dann plötzlich keine große Lust mehr darauf. Klar, ich gehe gerne noch ab und an auf Festivals, in Bars und in Clubs, doch eher zu besonderen Anlässen. Meine Interessen haben sich geändert und ich nutze meine Wochenenden lieber zum Schreiben oder um in der Natur zu sein. Ich denke gerne an diese Zeit zurück, doch ich trauere ihr nicht nach.
Gibt es Dinge in deinem Leben, die du früher gern getan hast, die du jetzt aber nicht mehr tun kannst? Hast du Frieden damit geschlossen, oder möchtest du am Liebsten die Zeit zurückdrehen?
Kohelet meint, Alles hat seine Zeit
Das nachstehende Gedicht stammt aus der Lutherbibel, und obwohl ich selbst eigentlich gar keine große Leserin der Bibel bin (mit Ausnahme einiger ausgewählten Passagen und Gebeten), und auch gar nicht mit der Lutherbibel vertraut bin, wurde ich zu diesem Gedicht geführt.
Alles hat seine Zeit (moderne Fassung)
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Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
erkranken hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit;
herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
Man mühe sich ab, wie man will,
so hat man keinen Gewinn davon.
Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat,
dass sie sich damit plagen.
Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit,
auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt;
nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk,
das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und
sich gütlich tun in seinem Leben.
Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und
hat guten Mut bei all seinem Mühen,
das ist eine Gabe Gottes.
Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig;
man kann nichts dazutun noch wegtun.
Was geschieht, das ist schon längst gewesen,
und was sein wird, ist auch schon längst gewesen;
und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist.
– Kohelet 3:1-15, Lutherbibel
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Die Zeit ist was sie ist. Sie bringt uns, was sie bringt. Und sie nimmt uns, was sie nimmt.
Tanja Törnroos
Ich bin zwar nicht so begeistert vom Altern (wer ist das schon?), aber ich freue mich dennoch jedes Jahr neue Erfahrungen zu machen, Lebensweisheiten zu sammeln und einfach zu sehen, wie sich Träume verwirklichen, Ziele erreicht und sogar übertroffen werden und welche interessanten Leute ich auf meinen Wegen begegne.
Und wie könnte ich all dies tun, wenn die Zeit still stehen würde?
Mehr zum Thema Zeit und Älterwerden:
Vom Privileg des Älterwerdens – Gebet & Affirmation
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Dankgebet zum Geburtstag
Christine Steinmaier
Sehr interessante Gedanken
Tanja von Infindung
Vielen Dank für deine Nachricht, Christine 🙂
Alles Liebe,
Tanja