Gebet für Ostern
In diesem Artikel findest du ein Gebet für Ostern. Außerdem nehme ich dich auf eine kleine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Ich erzähle dir von den ereignisreichen Osterwochen meiner Kindheit, wie sich mein Glaube in den letzten Jahren weg von Dogmen und hin zu mehr Leichtigkeit verändert hat, und wie ich heutzutage Ostern feiere.
Erstveröffentlichung: April 2020 / Aktualisiert: März 2024
Die Osterwoche meiner Kindheit in den späten 90ern und frühen 2000er Jahren
Als Kind war Ostern für mich die „arbeitsreichste“ Zeit des ganzen Jahres, denn als Ministrantin und Jungscharkind hatte man ganz schön viel zu tun:
Palmsonntag
Die Woche fing an mit der Palmsonntagsprozession, wo ich ministrierte und Fürbitten las.
Montag – Mittwoch
In der Osterwoche bzw. Karwoche hatten wir Proben für die kommenden Festtage.
Gründonnerstag
Am Gründonnerstag wurden bei uns zu Hause Eier gefärbt. Das war immer meine Aufgabe. Die Messe am Gründonnerstagabend war eine meiner Lieblingsmessen, weil da die „Glocken nach Rom fliegen“ und wir als Ministranten 1 Minute lang wie wild die Glocken läuten durften. Auch hat mich die Geschichte des letzten Abendmahls immer schon fasziniert (damals konnte ich jedoch nicht verstehen, warum Jesus nicht einfach untergetaucht ist!).
Karfreitag
Am Karfreitag wurde schon ganz früh aufgestanden, um den „himmlischen Gruß“ mit den Ratschen zu verkünden (die Glocken sind ja bis zur Auferstehung noch in Rom). Von Haus zu Haus mit der besten Freundin zu ziehen, den Nachbarn ein Ständchen singen und dabei noch Geld zu verdienen war ein Spaß. In unserem ertragreichsten Jahr machten wir über 200 Euro an einem Vormittag – das war sehr viel Geld für 11-Jährige im Jahr 2001! Weniger lustig jedoch war die Karfreitagsprozession um 15.00 Uhr. Zwei Stunden lang den Leidensweg von Jesus anzuhören, ohne Musik und natürlich nur im Stehen, fand ich als Kind nicht so toll. Zum Glück musste ich nicht oft bei dieser Prozession ministrieren.
Ostersamstag
Ostersamstag war selbstverständlich der coolste Tag der Woche, denn da kam der Osterhase! Doch bevor es Zeit für Spielzeug und Schokolade war, zogen wir wieder einmal in aller Früh um die Häuser: das Weihfeuer austragen. Auch hier konnten wir wieder einen guten Umsatz erzielen. Wenn es sich ausging, ging ich danach zur Fleischweihe, um unser Osteressen segnen zu lassen. Dann war es endlich so weit: Osternesterl suchen und Osterjause mit Brot, Geselchtem, Krenn und Ei standen am Menü. Den Rest des Tages wurde dann gespielt und Schokoeier gegessen.
Am Abend ging es dann wieder mal in die Kirche für die Auferstehungsmesse. Diese habe ich auch immer gemocht, weil sie fröhlicher und hoffnungsvoller als die anderen Messen war. Im Anschluss wurde dann Osterfeuer angezündet, entweder daheim, oder bei jemand anderen. Manchmal sind meine Eltern und ich einfach nur durch die Gegend gefahren und haben Osterfeuer geschaut (echte und elektrische).
Ostersonntag
Dieser Tag war meist der ruhigste Tag. Natürlich gibt es auch hier die Vormittagsmesse, aber soweit ich mich erinnern kann, war ich da selten in der Kirche.
Ostermontag
Bevor sich die „stressigste“ Woche des Jahres dem Ende neigte, wurde am Ostermontag noch ein letztes Fest gefeiert: der Emmausgang. Den hat die katholische Jungschar organisiert, bei denen ich natürlich auch aktiv war. Zusammen wanderten wir auf einen nahegelegenen Hügel, dem Parabluiberg, und hatten dort eine Messe im Freien, haben den Emmausgang nachgespielt (das habe ich gerne gemacht), und Lieder gesungen.
Puh, und somit war dann auch die Osterwoche vorbei.
So hat sich mein Glaube seit meiner Kindheit verändert
Durch mein Aufwachsen auf dem Land in der Steiermark, wo der katholische Brauch zumindest in den 90er Jahren noch stark gelebt wurde, bin ich aus soziokultureller Sicht katholisch.
Ich finde einige Lehren, Geschichten (ich liebe Bibelgeschichten!) und Botschaften der katholischen Kirche nach wie vor schön und hilfreich.
Doch wie bei allen Weltreligionen kann man sich nicht blind in den Glauben stürzen und den sogenannten Gelehrten folgen.
Wie viele andere auch, bin ich meinem katholischen Glauben inzwischen „entwachsen“ und kann gewisse Lehren und Dogmen einfach nicht mehr akzeptieren bzw. will ich diese auch nicht mehr in meinem Leben haben.
Meiner Meinung nach hat jeder das Recht, an das zu glauben, was er möchte, und verschiedene Glaubensrichtungen, Rituale und natürlich Gebete aus aller Welt zu einem ganz persönlichen, individuellen Glauben zu verbinden.
One Size does not fit all!
Mehr dazu kannst du in meinem Artikel „Keiner Religion gehört Gott“ nachlesen.
Ich suche mir von überall das aus, was mir gefällt, und bastle mir so meinen eigenen Glauben ohne Vorurteile und strenge Regeln zusammen.
Ich glaube zum Beispiel nicht an die „Erbsünde“, doch ich glaube an die Auferstehung Jesus.
Ich liebe und feiere Ostern nach wie vor, doch mache ich das auf meine eigene Art und Weise. Und das solltest auch du ohne schlechtes Gewissen können – mehr Freiheit und Leichtigkeit!
So sieht meine Osterwoche heutzutage aus
Heutzutage ist meine Karwoche viel ruhiger.
Oft fliege ich zu Ostern nach Hause in die Steiermark und verbringe die Feiertage bei meinen Eltern.
Ich liebe es nach wie vor, Eier zu färben, freue mich, wenn die Nachbarskinder zum Ratschen und Weihfeier tragen kommen, gehe gerne auf Osternestersuche, besuche die Fleischweihe und lasse mir das Osterbrot mit Käse schmecken – Fleisch esse ich mittlerweile keines mehr.
Die Tradition des Osterfeuers am Abend lebt nach wie vor weiter! Meistens kommen dann alle Nachbarn für einen Umtrunk zusammen.
Eine meiner neuen Lieblingstraditionen ist es, das gesamte Haus mit dem Weihfeuer (das die Kinder vorbeibringen) auszuräuchern. Ein Gebet dazu findest du hier: Gebet zum Räuchern.
Wenn ich zu Ostern in Finnland bin, fahren mein Mann und ich zusammen mit seiner gesamten Familie aufs Land zum Landhaus. Dort machen wir so eine Art „Frühjahrsputz“ im Wald; schneiden Bäume um und machen ein riesiges Osterfeuer.
Meine finnische Familie ist evangelisch (wie die meisten Finnen), daher feiern wir Ostern bereits am Karfreitag. Meistens wird geräuchertes Lamm gegessen, und weitere typische Osterspezialitäten wie Pascha und Mämmi.
Gebet für Ostern
Dieses Gebet habe ich für Ostern geschrieben:
Danke lieber Gott, dass du uns durch die Auferstehung Jesus
das Geschenk des ewigen Lebens gegeben hast.
Auf Dunkelheit folgt immer Licht.
Auf Trauer folgt immer Freude.
Auf Verzweiflung folgt immer Hoffnung.
Ich lebe im Vertrauen, dass ich immer sicher und geborgen
im ewigen Kreis des Lebens bin.
Und so ist es. Danke. Amen.
– Tanja Törnroos
Wie feierst du Ostern? Haben sich deine Traditionen im Laufe der Jahre auch verändert? Worauf freust du dich an Ostern am meisten? Teile deine Ostergeschichte gerne in den Kommentaren.
Ich wünsche dir frohe Ostern!
Tanja
Ulrich Pietsch
In diesem, und im letzten Jahr sowieso, ist und war Vieles anders als gewohnt. Das wichtigste Ereignis der Osterfestes ist und war für mich die Osternacht. Auch wenn die Rituale jedes Jahr die gleichen sind, ist die Atmosphäre in der zunächst dunklen und danach durch die Kerzen immer heller werdenden Kirche einzigartig. Dazu kommt der reichliche Einsatz aller verfügbaren Schellen. Was danach kommt, vergleiche ich ein Bisschen mit den Weihnachtsgeschenken meiner Kindheit. Im worst case hätte ich auf die Christmette eher verzichten können als auf die Geschenke. Ein Gedanke der mich heute noch irritiert. Ach ja, was danach kommt: Nach der Osternacht in der Kirche startet eine Agapefeier der Gemeinde im Pfarrheim. Für mich der eigentliche Höhepunkt der Festivität. Es ist das Feiern mit der Gemeindefamilie mit gleichzeitigem Genuss von Sol- und Schokoeiern sowie viel Rotwein dessen Ende gleichzeitig das Ende der Feier ist. Das Osterfeuer am Tag drauf birgt viel Romantik und die Möglichkeit Leute zu sehen die man sonst vielleicht das ganze Jahr nicht sieht. Beim Emmausgang am Ostermontag ergab sich oft eine gute Möglichkeit mit einem Geistlichen über Themen zu sprechen und zu theologisieren die sich sonst nicht so ergab. Alles in Allem eigentlich eher Nebenereignisse des Osterfestes, für mich aber umso bedeutender. Aber Spiritualität ist auch nicht gerade meine starke Seite 😉 In Coronazeiten ist alles auf das Essentielle reduziert, wo ich aber dann doch (als Gottesdienstordner) dabei bin. Aber auch eine Chance festzustellen, wie stark für mich die eigentliche Bedeutung des Osterfestes ist.
Tanja von Infindung
Lieber Ulrich,
vielen lieben Dank, dass du mich und alle Leser*innen von Infindung an deinem Osterfest durch deine Erzählung teilnehmen lässt.
Als Gottesdienstordner ist Ostern bestimmt eine der geschäftigsten Zeiten im Jahr für dich.
Auch ich hab den Emmausgang immer sehr gemocht, da da alles viel lockerer ist. 😉
Wir dürfen hoffen, dass es nächstes Jahr wieder normal zugeht und man sich wieder besser mit Gleichgesinnten zum Osterfest austauschen kann.
Als Kind ist Weihnachten das Um und Auf im Kirchenjahr. Doch je älter ich werde, desto mehr schätze ich die spirituelle Bedeutung von Ostern, die christliche, sowie auch die aus dem Jahresfestkreises (Ostara).
Lieber Ulrich, ich hoffe du hattest auch in diesem Jahr eine schöne Osterzeit, auch wenn es bestimmt anders war als sonst.
Alles Liebe,
Tanja