Ich habe es mit beidem probiert: Mit einer negativen Einstellung zum Leben und seinen Herausforderungen und mit einer lebensbejahenden, optimistischen Haltung. Meine Freunde würden mich als positiven Menschen bezeichnen; und ich würde ihnen recht geben. Was soll ich sagen, Optimismus fühlt sich einfach besser an.
Diese 10 Bereicherungen sind durch eine positivere Denkweise in meinem Leben aufgetaucht:
- Zufriedenheit wird zum Lebensgefühl (Gelassenheitsgebet)
- Höhere Wertschätzung meines Lebens und das von anderen
- Stärkeres Dankbarkeitsgefühl
- Energie- und Motivationsschübe (Motivationsgebet)
- Erhöhte Stressresistenz
- Bessere Beziehung zu mir selbst und meiner Umwelt (Liebesgebet)
- Gesteigertes (Selbst-)Vertrauen (Selbstbewusstseinsgebet)
- Mehr Neugierde, weniger Vorurteile
- Spontane (Alltags-)Abenteuer
- Vermehrte glückliche Zufälle (Glücksgebet)
Meiner Meinung nach ist positives Denken die beste Investition für ein erfülltes, glückliches Leben.
Doch das sehen nicht alle so.
Ich musste auf die harte Tour lernen, dass ich Menschen mit einem “Positivitäts-Handicap” nicht einfach mehr Optimismus und Lebensfreude einreden kann. Egal wie wohlwollend meine Absichten waren, und wie gut ich mit passenden Argumenten vorbereitet war, es ging in vielen Fällen daneben.
Warum funktioniert es nicht?
Niemand will sich von einer „Möchtegern-Mutter-Theresa“ eine neue Lebenseinstellung einreden lassen; schon gar nicht, wenn sie selbst noch viele Lektionen zu lernen hat. Sehr viele sogar. Anstatt mich also auf zwanghafte Verhaltensänderungen meiner Umgebung zu konzentrieren, habe ich angefangen zu überlegen, ob sich vielleicht doch etwas Positives im Negativen verbirgt.
Auf der Suche nach etwas Positivem im Negativen
Es gibt zwei Arten von Menschen:
Auf der einen Seite haben wir Menschen mit einer vorwiegend positiven Lebenseinstellung, Optimisten.
Auf der anderen Seite stehen Leute mit einer vorwiegend negativen Lebenseinstellung, Pessimisten. (Liebe Realisten, auch ihr werdet euch in einer dieser Gruppen wiederfinden.)
Klar, jeder von uns tanzt auf dem Positiv-Negativ-Spektrum auf und ab; einige vollziehen im Laufe ihres Lebens auch langsame Übergänge von der einen zur anderen Seite, doch letztendlich entscheiden wir uns für eine Grundeinstellung und bleiben dann auch dabei.
Laut Psychologin Dr. Meg Jay sind gerade die Zwanziger eine sehr sensible Phase zur Findung der eigenen Grundüberzeugungen. Man geht durch eine Art zweite Pubertät, in der sich die Lebenseinstellung bildet, die man mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Rest seines Lebens beibehält.
Auch wenn meine Umgebung glücklicherweise aus vorwiegend positiv eingestellten Menschen besteht (gleich und gleich gesellt sich gern!), gibt es dennoch den einen oder anderen Verwandten, Bekannten oder Arbeitskollegen, der meine Freude und Begeisterung für das Leben nicht auf die gleiche Art und Weise mit mir teilt.
Brauche ich diese Nein-Sager, Negativitätsanbeter und Möglichkeitenersticker in meinem Leben?
Instinktiv sage ich Nein! Wozu die Schwarzseherei?
Doch eine Freundin hat mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Auch Optimisten brauchen ab und an ein wenig Negativität. Mit adlerscharfen Augen können Pessimisten Denkfehler, Gefahren und mögliche Enttäuschungen entdecken und so lange darauf herumreiten, bis man etwas (vorbeugend) dagegen tut.
Zwei Welten prallen aufeinander
Positive Menschen sind Cheerleader. Sie bringen das Feuer, die Freude und Begeisterung in Ideen.
Negative Menschen hingegen sind Nörgler. Sie zeigen Schwachstellen auf, bei uns selbst und in unseren Vorhaben.
Aus dem Leben : Ich bin sehr leicht für neue Ideen zu begeistern. Das trifft vor allem bei Innovationen und interessanten Projekten in der Arbeit zu. Wenn mir eine Idee gefällt, bin ich Feuer und Flamme und motiviere jeden in meiner Umgebung, um dieses Vorhaben Wirklichkeit werden zu lassen. Doch es gibt Kollegen, die jeden kleinsten Fehler in Plänen entdecken und krampfhaft versuchen, Projekte noch vor dem Start zu boykottieren:
“Hast du an … gedacht?”
“Das wird nie funktionieren.”
“Das ist zu teuer.”
“Dafür haben wir zu wenig Erfahrung.”
“Wir verfügen nicht über genügend Ressourcen.”
“Es ist zu viel Arbeit.“
So müssen Pläne neu durchdacht und überarbeitet werden, was in den meisten Fällen zu Verbesserungen und höheren Erfolgschancen führt.
Menschen mit einer negativen Lebensauffassung können zwar Träumezerschmetterer sein, doch sind es genau solche Leute, die unsere Fehler und Schwächen aufzeigen und uns herausfordern. Jede Herausforderung ist ein Lernprozess und bietet eine Möglichkeit zu wachsen. Genau deshalb möchte ich Pessimisten nicht vollständig aus meinem Leben verbannen (das geht auch gar nicht). Ich muss mich nicht ständig auf Negativitäten einlassen, doch hier und da eine Dosis Misstrauen und Zweifel können vor großen Enttäuschungen und sogar Gefahren schützen.
Ich würde niemals eine Beziehung mit Pessimismus eingehen, lasse mich jedoch gerne ab und zu auf ein unverbindliches Date ein.