Was ist die Emotionsskala? Wozu ist sie gut? Und wie kann ich sie in meinem Alltag einbauen?
Alle diese Fragen und mehr beantworte ich in diesem Artikel. Außerdem findest du eine Grafik der Emotionsskala (Emotional Guidance Scale) zum Ausdrucken und eine praktische Übung für Notsituationen, wenn du gerade nicht die Möglichkeit hast dich mit deinen Gefühlen auseinanderzusetzen.
Was ist die Emotionsskala?
Die Emotionsskala besteht aus einer Reihe positiver, sowie negativer Emotionen, die wir als Menschen alle schon mal erlebt haben. Sie wurde von der amerikanischen Autorin Esther Hicks niedergeschrieben. Laut eigenen Angaben bekam sie die Eingebung von Lichtwesen, die sich als Abraham bezeichnen – daher der Name Abraham Hicks.
Die positiven Emotionen der Emotionsskala sind Freude, Wertschätzung, Ermächtigung, Freiheit, Liebe, Leidenschaft, Begeisterung, Eifer, Glückseligkeit, positive Erwartungen, Glaube, Optimismus, Hoffnung und Zufriedenheit.
Die negativen Emotionen auf der Emotionsskala sind Langeweile, Pessimismus, Frustration, Irritation, Ungeduld, Überforderung, Enttäuschung, Zweifel, Sorge, Schuldzuweisung, Entmutigung, Ärger, Rache, Hass, Zorn, Eifersucht, Unsicherheit, Schuld, Wertlosigkeit, Angst, Trauer und Verzweiflung.
Für eine bessere Übersicht aller Emotionen habe ich weiter unten im Artikel eine Grafik für dich zusammengestellt.
Worum geht es bei der Emotionsskala?
Die Emotionsskala leitet uns von den niederschwingenden, negativen Emotionen nach oben zu den positiven, hochschwingenden Emotionen.
Der Grundgedanke ist dieser: Wenn wir mit einer sehr negativen Emotion zu kämpfen haben, können wir dieses Gefühl oft nicht einfach wegdenken.
Ich bin eine absolute Befürworterin des positiven Denkens, doch manchmal ist das eben nicht so einfach. Sätze wie „Denk positiv“ oder „Sieh das nicht so schlimm“, oder „Alles ist eine Illusion des Egos“ sind zwar oft gut gemeinte Ratschläge von Freunden (und Büchern), doch nutzen sie uns oft nichts, wenn wir in diesem Moment von den schlimmsten Gedanken heimgesucht werden.
Die Emotionsskala soll dabei Hilfe verschaffen.
Tipp am Rande: Hier findest du eine kurze Erklärung zum Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen.
Anstatt zu versuchen, sich von super-unglücklich, zu super-happy wunschzudenken, kann man die Sache langsamer und systematischer angehen. Wir können uns an der Emotionsskala hocharbeiten. Nachfolgend ein Beispiel aus meinem Leben:
Emotionsskala nach Abraham Hicks zum Ausdrucken
So verwende ich die Emotionsskala nach Abraham Hicks
Um dieses System praktisch zu veranschaulichen, erzähle ich dir nun ein Beispiel aus meinem Leben.
Wenn du hier schon länger mitliest weißt du wahrscheinlich, dass Angst immer ein wiederkehrendes Thema bei mir ist. Gebete und Affirmationen sind bei solchen Angstattacken meine besten Helfer. Mehr zum Thema Ängste kannst du in meiner 3-teiligen Serie „Ängste bewältigen“ lesen.
Angst ist das Gegenteil von Liebe. Angst ist das Fehlen von Liebe. Es ist die Emotion mit der niedrigsten Schwingung von allen.
Wenn mich nun ein Unwohlsein z.B. Angst überkommt, dann kann ich mich nicht innerhalb von Sekunden wieder ermächtigt und frei fühlen, also auf die allerletzte Stufe der Emotionsskala springen. Was ich aber tun kann ist, mich in der Skala hinaufzuarbeiten.
Der nächste Schritt auf der Skala wäre dann z.B. Schuld. Schuldgefühle sind auch sehr niederschwingende Emotionen, dennoch ein bisschen besser als Angst. Ich versuche dann die Angst in Schuld umzuwandeln z.B. so:
„Ich bin selber schuld, dass ich mich unwohl fühle. Ich hätte nicht die extra Tasse Kaffee trinken“, oder „diesen Psychothriller kurz vor dem Einschlafen anschauen“,
oder „meine Routinen außer Acht lassen sollen“.
Wenn ich nun in der Schuld bin, gehe ich weiter nach oben, z.B. zu Zorn.
„Warum muss ich immer wieder diese Angstgefühle bekommen?!
Das ist so ungerecht!
Wie ist es möglich, dass ich einen Nachttauchgang mit Haien machen kann (hab ich echt gemacht, ein Video dazu findest du hier 😉 ), aber Probleme damit habe nachts alleine auf der Autobahn zu fahren?“
Zorn ist zwar auch kein angenehmes Gefühl, worin man länger verbleiben möchte, aber immerhin besser als Angst.
So arbeite ich mich dann Schritt für Schritt hinauf. Es müssen nicht immer alle Stufen in jeder Situation berücksichtigt werden.
Ich nehme mir die nächstbeste Stufe, die ich in diesem Moment bewältigen kann.
Zweifel: Werde ich jemals diese Angst loswerden?
Enttäuschung: Warum habe ich das nicht besser im Griff?
Überforderung: Ich halte das nicht mehr aus!
Pessimismus: Alles ist schlecht und wird nichts mehr werden.
Dann erreiche ich plötzlich die höherschwingenden Emotionen:
Hoffnung: Vielleicht wird es doch besser mit der Zeit…?
Optimismus: Ich weiß, dass mich diese Angst nicht unterkriegen kann.
Glaube: Ich bin immer beschützt, egal was passiert.
Begeisterung: Das Leben ist schön. Ich bin frei von Angst.
Bis ich dann in letzter Stufe zur Ermächtigung gelange: Freude und Freiheit gehören dann wieder mir.
Manchmal dauert dieser Prozess Minuten oder Stunden. Ein anderes Mal kann er auch Tage dauern. Das hängt von der Emotion, deren Intensität und der Situation ab.
Doch was ist, wenn du gerade nicht die Zeit bzw. Möglichkeit hast dich mit deiner Emotion bzw. deinen Gefühlen auseinanderzusetzen?
Dann probiere die nachstehende Tresor-Übung.
Wie man mit der Tresor-Übung Unangenehmes kurzzeitig wegsperren kann
Auf diese Übung bin ich im „Happy, Holy, Confident“-Podcast von Laura Malina Seiler gestoßen. In einem Interview zur Traumabewältigung mit Dr. Katharina Drexler sprechen sie unter anderem von einem inneren Tresor, den wir in Notsituationen nutzen können.
Angenommen du wirst in einer bestimmten Situation von irgendwas getriggert. Dein Hund ist vor Kurzem gestorben. Auf dem Weg in die Arbeit siehst du einen Hund, der genauso aussieht wie deiner. Du wirst von der Trauer deines Verlustes überwältigt und brichst in Tränen aus. Doch du kannst dich jetzt nicht mit der Bewältigung dieser Trauer beschäftigen, da du in 15 Minuten eine wichtige Präsentation hast. Was kannst du tun?
Hier kommt der Tresor zum Einsatz. Vorweg muss gesagt werden, dass man Gefühle bzw. traumatische Erlebnisse langfristig gesehen nicht einfach so „wegsperren“ kann. Früher oder später muss man sich damit auseinandersetzen, sonst tauchen sie zu den unpassendsten Zeiten wieder auf und werden schlimmer. Diese Übung verschafft kurzzeitige Hilfe, sodass man sich später in Ruhe damit auseinandersetzen kann, entweder alleine oder aber auch mit einer Freundin, Therapeuten, Coach etc.
So verwendest du deinen inneren Tresor
- Stell dir deine Emotion als Dokument vor.
- Du nimmst dein Dokument und legst es in einen Tresor, sperrst ihn zu und lässt dein Dokument solange dort liegen, bis du Zeit hast es wieder durchzulesen und zu bearbeiten.
- Du versprichst, zum schnellstmöglichen Zeitpunkt den Tresor wieder zu öffnen. Das ist ganz wichtig, denn unser Unterbewusstsein mag keine unverarbeiteten Dinge.
- Wenn du dann Zeit zur Bearbeitung dieses Problems hast (das kann noch am selben Tag sein, oder zu einem späteren Zeitpunkt), öffnest du den Tresor, nimmst das Dokument heraus und gehst an die Arbeit.
Das hört sich jetzt banal an, aber oft sind es die einfachen Dinge, die eine große Wirkung haben.
Ich habe es selbst ausprobiert und es hat mir in der Situation wirklich geholfen Abstand zu nehmen und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Unsere Vorstellungskraft ist so viel machtvoller, als wir es uns vorstellen können 😉
Ich hoffe du findest mit der Emotionsskala nach Abraham Hicks und der Tresor-Übung zwei nützliche Tools, die dir im Alltag helfen können.
Alles Liebe,
Tanja