Heute denke ich, es ist eine der nutzlosesten Fragen, die ein Erwachsener einem Kind stellen kann: Was möchtest du werden, wenn du groß bist?
Als ob Erwachsenwerden endlich wäre. Als ob man irgendwann etwas wird und das ist das Ende.“

Michelle Obama

Auch ich hatte als Kind angenommen, das „Erwachsenwerden“ das Endziel des Lebens darstellte. Sobald du erwachsen bist, hast du dein Leben im Griff, oder so…

Doch nicht nur über das Erwachsenwerden, sondern auch über das Leben an sich hatte ich falsche Vorstellungen. In diesem Artikel erzähle ich dir, welche das waren:

Annahme Nr. 1: Das Leben läuft linear ab.
Annahme Nr. 2: Wenn du dich mal schlecht fühlst, dann machst du etwas nicht richtig.

Hier meine Gedanken dazu.

Falsche Annahme Nr. 1:
Das Leben läuft linear ab.

Meine ganze Kindheit über, meine Jugend hindurch und einen Großteil meiner 20er habe ich gedacht, dass das Leben linear abläuft.

Du machst eine Ausbildung, fängst zum Arbeiten an, gründest eine Familie und Tada, du bist erfüllt bis ans Ende deiner Tage.

Wahrscheinlich lag es daran, dass ich immer einen genauen Plan vor Augen hatte und bereit war dafür zu arbeiten.

Ganz nach der Devise: Je mehr du dafür tust, desto mehr bekommst du zurück.

Ich persönlich fand das Schulwesen einfach. Ich habe gerne gelernt und habe ganz einfach die vordefinierten Schritte befolgt, um zur nächsten (Lebens)Phase zu kommen.

  • Wenn du einen Master haben möchtest, musst du zuerst einen Bachelor machen.
  • Wenn du einen Bachelor machen möchtest, musst du zuerst die Matura (das Abitur) bestehen.
  • Wenn du eine Matura haben möchtest, musst du eine Prüfung nach der anderen absolvieren.

Es gibt genaue Regeln und wenn du diese befolgst, kommst du letztendlich ans Ziel. Das Schüler- bzw. Studentenleben lief für mich sehr linear ab.

Nachdem ich 2013 meinen Master abgeschlossen hatte, fing für mich das „richtige“ Leben an. Zumindest dachte ich das.

„Ah, jetzt habe ich einen Job, verdiene mein eigenes Geld, arbeite mich Jahr für Jahr nach oben und komme letztendlich… wo eigentlich an?“

Auf was ich nicht vorbereitet war, war schier die unglaublich große Auswahl an Möglichkeiten, die mir plötzlich zur Verfügung stand.

Ich glaube wir Millennials fühlen uns so ausgelaugt, weil wir ständig die Angst haben etwas zu verpassen. Wenn du ja zu einer Sache sagst, musst du gleichzeitig auch Nein zu etwas anderem sagen.

Was ich mittlerweile gelernt habe ist Folgendes:

Ja, ich kann vieles haben/tun/erreichen, nur nicht eben alles gleichzeitig.

  • Ich kann keinen hoch bezahlten Job mit enormer Personalverantwortung haben, und gleichzeitig die Welt bereisen.
  • Ich kann nicht gleichzeitig stundenlang an meinem Hobbyprojekt arbeiten, während ich meine Wohnung renoviere.
  • Ich kann nicht jeden Abend mit Freunden um die Häuser ziehen, während ich Vater bzw. Mutter eines Babys bin.

Jede Lebensphase birgt einzigartige Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen. Es gibt kein Anfang bzw. Ende. Es gilt, jede Phase mit offenen Armen willkommen zu heißen, und das Beste daraus zu machen. Oft haben wir sogar die freie Wahl, in welche Phase wir unser Leben lenken möchten. Unsere innere Weisheit zeigt uns den Weg.

Falsche Annahme Nr. 2:
Wenn du dich mal schlecht fühlst, dann machst du etwas nicht richtig.

Das ist auch eine sehr interessante Annahme, die mir schon viele Nerven gekostet hat.

Ich dachte, sobald man Erwachsen ist und sein Leben „geformt“ hat wie man es will, geht es einem auch gut.

Was ich nicht in meiner Rechnung berücksichtigt habe ist das Leben selbst:
Schicksalsschläge, Unglück, Misserfolge, gebrochene Versprechen, Krankheit… die Liste kann noch ewig weitergeführt werden.

Da ich eine sehr beschützte und wenig dramatische Kindheit hatte, dachte ich, dass unglücklich sein menschliches Versagen ist.

Ich meinte, dass man ab einem gewissen Alter, alle Probleme ganz einfach bewältigen können muss.

Das ist es ja, was Erwachsene tun, oder?

Was ich mittlerweile erkannt habe ist Folgendes:

Mal steht man auf der Sonnenseite des Lebens, ein anderes Mal kommt man vom Regen in die Traufe.

Der letzte Winter war besonders hart für mich.
Zurzeit lebe ich wieder mein schönstes Leben.

Man kann in jedem gegebenen Moment nur sein Bestes geben. Wenn man in einer guten Lebensphase ist, muss man sie genießen, denn sie dauert nicht ewig. Nichts dauert ewig.

Wenn man gerade durch die Hölle geht, muss man sich in Erinnerung rufen, dass auch diese Phase früher oder später vorübergehen wird.

Ich glaube das Wichtigste in solchen Momenten ist es, sich nicht dagegen zu wehren, sondern das was ist so zu akzeptieren wie es eben gerade ist.

Das ist unglaublich schwer. In manchen Fällen geradezu unmöglich. Doch, sobald man die Situation anerkennt, ist schon ein erster Schritt Richtung Heilung getan.

Dazu einer meiner Lieblingszitate von Rainer Maria Rilke

Lass dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken.
Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.

Rainer Maria Rilke

Die Wahrheit ist, es gibt keinen vordefinierten Weg, der uns an ein vorbestimmtes Endziel kommen lässt.
Die verschiedenen Lebensphasen, die guten, sowie die schlechten, sind letztendlich das, was unser Leben ausmacht.Diese laufen nicht linear ab oder folgen auch keinem gewissen Schema.

Gut für uns. Somit wird jedes einzelne Menschenleben zu einem einzigartigen Abenteuer 🙂

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